Lebensversicherung kündigen: Sinnvoll oder nicht?
Deutschlandweit existieren rund 94 Millionen Verträge für eine Lebensversicherung. Dabei wird jede zweite Police vor Ende der vereinbarten Laufzeit gekündigt. Die Gründe hierfür sind vielfältig.
Wer seine Lebensversicherung kündigen möchte, sollte jedoch im Vorfeld einige Dinge beachten. Hierzu gehört unter anderem die Berücksichtigung des aktuellen Rückkaufwerts. Denn in vielen Fällen erhalten Versicherte nur einen Bruchteil der eingezahlten Beiträge zurück. Soll die Lebensversicherung aus finanziellen Gründen gekündigt werden gibt es zumeist bessere Lösungen.
Wir zeigen Ihnen hier auf, welche Alternativen Sie zur Kündigung Ihrer Lebensversicherung haben, welche Vor- und Nachteile das Kündigen der Lebensversicherung hat und worauf Sie grundsätzlich achten müssen.
Lebenversicherung kündigen oder verkaufen?
Am Markt gibt es viele Anbieter, die Ihre Lebensversicherungen kostenlos prüfen und dann gegebenenfalls abkaufen. Im Gegensatz zur Kündigung der Lebensversicherung, die sich über Wochen hinziehen kann, zahlen die Anbieter das Geld sehr schnell aus. Sie nehmen dafür aber einen Gebührenabschlag.
Eine weitere Option ist es, die Lebensversicherung an Investoren zu verkaufen. Diese übernehmen Ihre Lebensversicherung auf Ihren Namen und führen diese bis zum Ablauf der Vertrags weiter. Hier ein Beispiel für einen guten Anbieter: cash.life
Gründe für eine Kündigung der Lebensversicherung
Die deutschen Sparer setzen bei ihrer privaten Altersvorsorge zum großen Teil auf Sicherheit. Deshalb gehört die Lebensversicherung nach wie vor zu den beliebtesten Vorsorgeprodukten. Bei einem Blick auf die Stornoquoten wird jedoch deutlich, dass nur rund jeder zweite Versicherungsnehmer auch tatsächlich bis zum Ende durchhält. Dadurch wird das ursprüngliche Ziel, Vermögen für das Alter aufzubauen nicht erreicht. Oftmals liegen die Rückkaufswerte sogar unter dem eingezahlten Kapital. Doch was treibt so viele Versicherte dazu ihre Lebensversicherung vorzeitig zu kündigen.
Zu geringe Rendite bei Lebensversicherungen
In den letzten Jahren sind die Überschussbeteiligungen bei einigen Versicherern immer mehr zurückgegangen. Lagen die möglichen Renditen in früheren Jahren teilweise noch über 6 Prozent müssen sich viele Kunden derzeit mit rund 3-4 Prozent zufriedengeben. Da derzeit kein Ende der Niedrigzinsphase zu erwarten ist, dürfte sich dieser Trend auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Über Lebensversicherung Test mit den aktuell besten Angeboten können Sie sich ebenfalls bei uns informieren.
Garantierte Auszahlung sinkt seit Jahren
Ein wichtiger Grund für die Beliebtheit von Lebensversicherungen ist die hohe Sicherheit, den dieses Vorsorgeprodukt bietet. Zwischen 1994 und 2000 lag der garantierte Zinssatz noch bei 4 Prozent jährlich. Ein sicherere Anlage mit ähnlichen guten Renditen war damals kaum zu finden. Seit 2012 lag der Garantiezins lediglich bei 1,75 Prozent. Damit lässt sich kaum noch die Inflation ausgleichen. Zu wenig, wenn die Sicherheit und der Kapitalerhalt im Vordergrund stehen sollen. Hinzu kommt, dass bei Neuverträge in 2015 der Garantiezins um weitere 0,5 Prozentpunkte abgesenkt wurde. Aktuell werden Pläne geprüft, wonach der garantierte Zinssatz komplett abgeschafft werden könnte.
Persönliche Situation der Versicherungsnehmer
Vielfach sind auch persönliche Gründe für die Kündigung der Lebensversicherung verantwortlich. So kann beispielsweise der Verlust des Arbeitsplatzes, eine Krankheit oder eine Scheidung dazu führen, dass die monatlichen Beiträge nicht mehr aufgebracht werden können.
Fehlerhafte Beratung bei Abschluss der Lebensversicherung
Es kommt immer wieder vor, dass Kunden bezüglich einer Geldanlage falsch beraten werden. So wurde beispielsweise vorkommen, dass eigentlich eine kurzfristige Geldanlage gewünscht ist. Bei einer nicht bedarfsgerechten Beratung kommt es sehr oft zu ungeeigneten Verträgen, welche dann vorzeitig wieder gekündigt werden.
Lebensversicherung kündigen: Nachteile und Vorteile
Wer aus einer der genannten Gründen seine Lebensversicherung kündigen möchte, sollte sich diesen Schritt genau überlegen. In den ersten Vertragsjahren liegt die mögliche Auszahlung zumeist deutlich unter den eingezahlten Beiträgen. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen werden die Abschluss- und Verwaltungskosten in den ersten fünf Jahren durch den Versicherer einbehalten. Dazu kommt bei den meisten Assekuranzen noch eine Stornogebühr bei einer vorzeitigen Vertragsauflösung. Nach der Reform des Versicherungsvertragsgesetzes steht den Kunden bei einer Kündigung ein gewisser Mindestwert zur Verfügung. Zur Auszahlung kommt immer der sogenannte Rückkaufswert.
Dazu führen auch die steuerlichen Regelungen bei einer Kündigung zu erheblichen Nachteilen. Policen mit einer Laufzeit von weniger als 12 Jahren bzw. wenn diese vor dem 60. Lebensjahr gekündigt wird, fällt die auf Erträge die Abgeltungssteuer an. Geprüft werden muss zudem, ob der Vertrag vor 2005 geschlossen wurde. In diesem Fall wird die Auszahlung steuerfrei vorgenommen.
Aufgrund des finanziellen Verlusts ist eine Kündigung nur in den seltensten Fällen zu empfehlen. Der einzige Vorteil, den eine Kündigung der Lebensversicherung bringen kann, ist die Möglichkeit, die eingesparten Gelder in eine renditestärkere Geldanlage zu investieren. Dies kann entweder der Vertrag bei einem anderen Versicherer oder eine komplett andere Anlage wie beispielsweise ein Investmentfonds sein.
Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen
Die Vertragslaufzeit wird beim Vertragsabschluss individuell mit dem Versicherer vereinbart. Dabei wird zumeist ein Höchstalter festgesetzt, zu welchem der Vertrag automatisch endet. In vielen Fällen gilt zudem eine anfängliche Mindestlaufzeit. Anschließend kann der Vertrag dann gekündigt werden. Die Kündigungsfrist beträgt in der Regel vier Wochen zum Ende des Versicherungsjahrs. Somit muss die Lebensversicherung spätestens zum 30. November gekündigt werden. Wird die Frist versäumt muss die Police ein weiteres Jahr fortgeführt werden.
Lebensversicherung kündigen: Alternativen
Neben dem Lebensversicherung kündigen bieten die Versicherer noch eine Reihe von Alternativen an. Diese sollten vor der Kündigung zunächst in Betracht gezogen werden. Versicherungskunden haben in der Regel die folgenden Möglichkeiten.
Lebensversicherung beitragsfrei stellen
Geht es lediglich um die Einsparung der monatlichen Beiträge, dann kann die Lebensversicherung beitragsfrei gestellt werden. Es müssen dann keine Prämien mehr bezahlt werden, dass bereits angesparte Kapital wird jedoch weiterhin verzinst. Die Auszahlung ist dann natürlich entsprechend geringer als ursprünglich geplant. Sollte sich die finanzielle Lage zu einem späteren Zeitpunkt wieder verbessern kann der Vertrag fortgeführt werden.
Stundung der Lebensversicherungsbeiträge
Die meisten Versicherer bieten zudem die Möglichkeit, dass die Beiträge für einen gewissen Zeitraum gestundet werden. Anschließend müssen die Beitragszahlungen jedoch nachgezahlt werden. Vorteil dabei ist, dass sich die Versicherungssumme nicht verringert. Das angesparte Kapital wird während der Stundung voll verzinst.
Zahlung der Beiträgen mit Überschüssen
Steht bereits ein ausreichend hohen Vertragskapital zur Verfügung können die laufenden Beitragszahlungen aus den angesammelten Erträgen geleistet werden. Dadurch kommt es zu einer reduzierten Ablaufleistung.
Reduzierung der Versicherungssumme für Lebensversicherung
Durch eine Reduzierung der Versicherungssumme sinken auch die monatlichen Beiträge. Dadurch bedingt kommt es bei Todesfall zu einer geringeren Auszahlung für die Hinterbliebenen. Alternativ können Versicherte statt des kompletten Beitrags auch nur die Prämie für den Todesfallschutz zahlen. So sinken die Beiträge, die Todesfallleistung bleibt jedoch in vollem Umfang erhalten. Die Ablaufleistung reduziert sich entsprechend.
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